Hagioskop


An der Südseite der St. Magnus Kirche befindet sich ein zugemauertes Fenster. Diese ehemalige Öffnung nennt man Hagioskop oder Lepraspalte.
Hagioskop übersetzt : griechisch hagios = heilig und skopein = sehen, betrachten.
Durch diese heilige Öffnung konnte man den Altar, den Tabernakel und das ewige Licht sehen.
Ferner hörte man Gottes Wort und konnte Oblaten empfangen.
Vor dem Fenster versammelten sich recht unglückliche Leute.
Es waren vom Kirchenbesuch Ausgestoßene, schuldig gewordene, Personen mit ansteckenden Krankheiten sowie Wöchnerinnen bis zum vierzigsten Tag nach der Niederkunft.
An vielen Kirchen auf der Ostfriesischen Halbinsel befinden sich Hagioskope.
Mit dem Ende des 16. Jahrhundert liessen die Lepraepedemien nach und die Fenster gerieten in Vergessenheit.

Lothar Mehl


 

An der Südseite der St.-Magnus-Kirche zu Sande kann man noch die Umrisse eines zugemauerten Fensters sehen.
Hier war ein so genanntes Hagioskop.
Das Wort entstammt aus dem Griechischen: Hagios = heilig und scopein = sehen. Eine heilige Fensteröffnung also.
An vielen mittelalterlichen Kirchen befinden sich solche Öffnungen, meistens im Bereich der Apsis. Viele sind inzwischen zugemauert oder mit einem Fenster versehen, oft schon zur Zeit der Reformation und danach.

Durch diese Öffnung bzw. dieses Fenster konnten die Gläubigen, die vom Gottesdienst ausgeschlossen
waren, die heiligen Handlungen des Priesters am Altar verfolgen, und man konnte das ewige Licht sehen.
Ausgeschlossen vom Gottesdienst waren recht unglückliche Menschen wie Leprakranke, Ausgestoßene, aber auch Wöchnerinnen bis zum vierzigsten Tag nach der Niederkunft, außerdem schuldig Gewordene, wie z. B. Mörder, die nach dem Asega-Buch, dem friesischen Landrecht, nie mehr eine Kirche betreten durften.

Er musste sich im Verborgenen halten und durfte sich die Hostie nur zeigen lassen. Es gab für ihn nur die Gnade: sehen und hören.

Hagioskope, die weit nach unten zur Erde reichten, sind speziell für Leprakranke angelegt worden.
In Städten gab es für sie abgegrenzte Bezirke mit eigenen Kirchen, wo sie leben mussten. Auf dem Lande waren sie am Rand des Dorfes untergebracht und konnten die heilige Messe an der Lepraspalte verfolgen.
Diese Öffnungen dienten auch dazu, dass Nebenaltäre in den Kirchen mehr Licht bekamen.

Im 13. Jahrhundert, mit dem Aufkommen von Ziegelsteinen, ließen sich gutsituierte Gemeindemitglieder Seiten- oder Nebenaltäre bauen, um hier für ihr Seelenheil und das ihrer im Fegefeuer darbenden Vorfahren beten zu lassen.
Zum Glück ist das heute einfacher, und wir beten in den Fürbitten für alle gemeinsam in der Kirche.

Es gibt heute keine Ausgestoßenen mehr, und Gottesdienstverbote werden auch nicht mehr ausgesprochen.

Lothar Mehl


 

Südportal


Ein großes verschlossenes Portal an der Südwand unserer Kirche erinnert uns an die Männertür der Kirche. Die friesischen Kirchen hatten einen Südeingang für die Männer (Mannlüüdör) und einen kleineren Nordeingang (Oll Wieverdör).
Der große Südeingang war den Männern und dem Pastor vorbehalten. Die Frauen durften nur bei der Hochzeit und nach 40 Tagen nach der Niederkunft durch die Männertür gehen.
Die St. Magnus Kirche verfügt nur noch über einen Nordeingang.
Auf einer Hostiendose aus Zinn aus dem Jahre 1681 ist auf 8 Seiten die Kirche, die Pastorei, die Schule sowie das Wappen und der Name des Stifters eingraviert.
Hier kann man schon den Nordeingang erkennen. Somit ist der Südeingang schon zugemauert. Wenn man die Mauerschließung betrachtet, erkennt man verschiedene Steine bzw. Steinreste die verwendet wurden. Warum der Südeingang verschlossen wurden ist noch nicht entdeckt worden. In der Kirche stehen im früheren Südportal die Grabplatten der Familie Kerker.

 

Lothar Mehl


 

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